Zoo-AG



Dies ist eine Archivseite mit dem inhaltlichen Stand von 2004 und wird nicht aktualisiert. Sie zeigt den damaligen Stand der Zoos und bleibt als historisches Dokument online.

Dieser Bericht stammt von Alexander Brincker, der ihn uns freundlicherweise zur Verfügung stellte.



Zoo-Bericht



Zoo Berlin 2004



Wenn ich in Berlin bin, gehört ein Besuch des Zoologischen Gartens vis-a-vis von Gedächtniskirche und Bahnhof Zoo zum Pflichtprogramm. Bei Betreten des 160 Jahre alten Parks durch einen der schönsten Eingänge der Welt (Elefantentor) spüre ich sofort die ganz besondere Atmosphäre, die diesen Zoo umgibt. Leider bekommt man am Eingang keinen kostenlosen Übersichtsplan, nach wie vor befriedigt jedoch der aktuelle, 180 Seiten starke und hochwertige Wegweiser durch den Zoo die Wissbegierigkeit des Besuchers. Der Garten macht insgesamt einen sehr gepflegten Eindruck und besticht durch einen beeindruckenden Baumbestand – der leider durch die Stürme 2002 etwas in Mitleidenschaft geriet – und ansprechende Bepflanzungen. Neben der vielfältigen Flora ist der 36 Hektar große Zoo vor allem für seine einzigartige Artenfülle der Tierwelt weltberühmt. Auch wenn die Zahl der gezeigten Tierarten in den letzten 15 Jahren von etwa 1700 auf 1480 Tierarten gesunken ist, kann der Zoo mit dem artenreichsten Tierbestand der Welt glänzen. Sibirischer Tiger, Katta, Breitmaulnashorn, Erdferkel und Sumpfhirsch sind einige der prominenteren Arten, welche heute nicht mehr zu sehen sind. Ein Tatbestand, der den übrigen Tierarten zu gute kommt, da für diese mehr Platz zur Verfügung steht.


Raubtierhaus


Im Raubtierhaus




Panda

Das Empfangskomitee bilden Nilgau- und Vierhornantilope auf dem Asiengehege, welches in naher Zukunft umgestaltet und neu besetzt wird. Dem drei Jahrzehnte alten Raubtierhaus merkt man sein Alter an: Die Innen- und Außenkäfige sind im Menageriestil aneinandergereiht und machen speziell im Großkatzentrakt einen kargen Eindruck. Ein natürlicher Bodenbelag aus Rindenmulch und mehr Rückzugsmöglichkeiten in Form von Baumstämmen und Steinen würde die Gehege zumindest ein wenig freundlicher erscheinen lassen und den Tieren eine “natürlichere” Umgebung bieten (vgl. Raubtierhaus im Zoo Münster). Die Gehege in der Klein- und Schleichkatzenabteilung machen einen besseren Eindruck: Geäst, Sand bzw. Rindenmulch und einige Tropenpflanzen bieten den Tieren Sichtschutz und Rückzugsmöglichkeit. Für einen grundlegenden Umbau des Hauses wurde die Zahl der Tiere in diesem Haus teils drastisch reduziert: Sibirischer Tiger, Amurleopard und Erdwolf werden schon nicht mehr gezeigt und einzelne betagte Exemplare von Sumatratiger, Persischem Leopard, Puma und Tüpfelhyäne verbringen hier noch ihren Lebensabend. Sie sollen vorerst nicht mehr ersetzt werden. Positiv fällt auf, dass die Großen Pandas neben ihren bisherigen Außengehegen auch die ehemalige Tigerfreianlage bezogen haben, die ihnen viel Raum bietet. Kleinere Raubtiere wie Mungos, Tayras, Salzkatzen und Fossas werden den zukünftigen Artenschwerpunkt des Hauses bilden.


Großer Panda


Als Exempel für die Neugestaltung des Hauses kann die 2002 fertiggestellte Dschungellandschaft mit Wasserfall für die Jaguarundis gelten. Auch die Nachttierabteilung im Untergeschoss des Hauses soll umgebaut werden – dadurch dass die Zahl der gehaltenen Tiere verringert wurde und einzelne Gehege umgebaut wurden, macht sie aber noch einen soliden Eindruck.

Das große Menschenaffen- und Affenhaus zeigt nicht weniger als 30 Primatenarten. Alle Menschenaffen züchten hier regelmäßig. Der Umbau des funktionalen Gebäudes ist das nächste Großprojekt des Zoos. Nach heftigen Protesten der Berliner Bevölkerung dürfen die Schimpansen allerdings im Zoo bleiben und erhalten ein neues Tropenhaus auf dem Erweiterungsgelände. Baubeginn könnte 2005 sein. Gorillas, Orangs, Bonobos und Gibbons bekommen anstelle ihrer bisherigen ausreichend großen aber phantasielos, weil zweckmäßig ausgestatteten Innenanlagen völlig einen neuen und deutlich größeren Innenbereich. Die Außengehege von 1986 sind in ihrer Größe und ihrer Strukturierung gerade noch auf der Höhe der Zeit.

Vorbei an dem wunderschönen Giraffenhaus, Spitzmaulnashorn, Thar, Hirscheber und dem großen Greifvogelfelsen, hat mich das 1997 eröffnete Flusspferdhaus beeindruckt. Dessen filigrane Architektur fügt sich perfekt in die Zoolandschaft ein und offenbart faszinierende Einblicke in das Unterwasserleben von Flusspferden und ihren kleineren Verwandten, den Zwergflusspferden. Die Kolosse durch fast klares Wasser “schweben” zu sehen, gehört zu den absoluten Höhepunkten des Zoos. Neben den Flusspferden haben auf den angrenzenden Außengehegen Warzenschweine, Nyala-Antilopen und Marabus ein neues Zuhause gefunden.


Jaguarundi


Jaguarundi-Dschungel









Zwergflußpferde



Menschenaffenhaus






Flußpferde





Zwergflusspferdgehege










Flusspferdanlage






Neben den Felsanlagen für die Tropenbären entstehen gegenwärtig große natürlich gestaltete Anlagen für die Kragenbären (und der Kultkatze Muschi), die Braunbären und die Wölfe. Zu Ostern, spätestens doch zu Pfingsten soll die Eröffnung sein. Man darf gespannt sein, wie sich die Bären mit den Wölfen vertragen.







Im Vogelhaus und der Fasanerie werden in überwiegend liebevoll gestalteten Volieren und Flugräumen über 200 Arten gehalten. Aufsehen erregende Zuchterfolge gab es jüngst bei den Kiwis, den Rabenpapageien und den Balistaren. Zwischen Sumpfvogelpanorama und Zebrahaus bekommen die Andenkondore und die Karakaras in einer über 1000qm großen Flugvoliere eine neue artgemäße Unterkunft. Unauffällig erscheint der grasbewachsene Bau des neuen Pinguinhauses, dessen Eröffnung im Juli 2002 war. Im vollklimatisierten Innenraum mit großem 240.000 Liter fassenden Becken lassen sich die Königs- und Felsenpinguine neben einigen Enten beobachten perfekt über und unter Wasser beobachten. Künstlicher Schneefall und eine spezielle Beleuchtung erzeugen hier wirklich wenig antarktische Atmosphäre. Die beiden mit Felsen gut strukturierten Außengehege beherbergen schließlich Humboldt- und Brillenpinguine sowie Schwäne und Enten. Leider sind die Scheiben des Brillenpinguinbeckens etwas flach, sodass achtlose Besucher teilweise versuchen die Tiere zu begrabschen. Parallel dazu entstanden auch die neuen Robbenfelsen. Durch große Panzerglasscheiben kann der Besucher die Seelöwen in ihrem sehr geräumigen Becken (mit Wellenanlage!) vortrefflich beim Schwimmen verfolgen. Über eine Bergkuppe steigt man schließlich noch zu den Becken für die Seebären und Seehunde hinab – auch hier viel Platz für die Tiere. Ein Mutter- Kindgehege und eines für Otter runden den teuersten Neubaukomplex des Berliner Zoos ab. Gefällt mir sehr gut. Letzte Blicke werfe ich auf die schönen historischen Rinder- und Antilopengehege sowie das einzigartige Hirschrevier mit seinen seltenen Bewohnern. Das große Aquarium rundet den Besuch ab. Dazu nur soviel: Nach Fertigstellung des großen Haibeckens 1999 wurden die Landschaftsaquarien und das Rundumbecken 2001 völlig neu gestaltet. Nach Ableben der Komodowarane haben die Grünen Leguane deren großes Terrarium bezogen. Die Quallen und die vielen tropischen Fische sind in mehrheitlich sehr ansprechenden Aquarien untergebracht, allerdings erschlägt mich jedes Mal die Vielzahl der Arten. Zoo UND Aquarium an einem Tag geht eigentlich gar nicht! Als Zukunftsplan soll das 90 Jahre alte Haus einen zweiten Anbau mit riesigem Meeresbecken mit neuem Restaurant bekommen – wahrscheinlich eine Reaktion auf die Sea-Life-Centers die überall wie Pilze aus dem Boden sprießen.



Pinguinhaus







Pinguinanlage







Robbenbecken









Der Zoologische Garten Berlin ist trotz der massiven Finanzprobleme (Stichwort Bankgesellschaft) auf einem guten Weg und zeichnet sich durch seine zentrale City-Lage, der allgegenwärtigen Geschichte und dem einzigartigen Tierbestand aus. Durch die spektakulären Neubauten von Flusspferd- und Pinguinhaus, der neuen Robbengehege sowie durch die neuen Bärenanlagen hält er nach wie vor Anschluss an modernste Tierhaltung. Es bleibt ihm zu wünschen, dass er möglichst bald die Defizite im Raubtier- und Affenhaus beseitigen kann und so weiter zu den ganz großen Zoos dieser Welt gehören wird.





www.zoo-berlin.de





Zoolandschaft


Zoo-Infos.de: Zoo Berlin


Erstellt am 3.3.2004




Anmerkung: Die Darstellungen und Meinungen im Bericht auf dieser Seite geben die Meinung des Autoren, aber nicht zwingend die der Zoo-AG Bielefeld wieder.




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