Zoo-AG



Dies ist eine Archivseite mit dem inhaltlichen Stand von 2006 und wird nicht aktualisiert. Sie zeigt den damaligen Stand der Zoos und bleibt als historisches Dokument online.

Dieser Bericht stammt von Nils Kley, der ihn uns freundlicherweise zur Verfügung stellte.



Zoo-Bericht



Chinesische Zoos: Zoo Peking 2006








Zu Beginn:
Die hier vorgestellten Einrichtungen wurden im Sommer 2006 besucht.
Als westlicher Besucher sollte man sich vor Eintritt in einen chinesischen Zoo über eines klar sein: in vielen Fällen entspricht die Haltung der Tiere nicht den Standards, die wir inzwischen in den meisten Zoos und Tiergärten Mitteleuropas und Nordamerikas gewöhnt sind. Auch die Einstellung der einheimischen Bevölkerung gegenüber den Tieren weicht etwas von der bei uns üblichen ab. Meist ohne Widerspruch seitens des Zoopersonals oder anderer Zoobesucher werden Tiere gefüttert (Bild1), mit Gegenständen beworfen oder kräftig auf Glasscheiben geklopft. Während in Pekings Zoo angeboten wird, sich mit Schimpansen- Babys fotografieren zu lassen und Hunde im Streichelzoo zum Spaziergang auf dem Zoogelände verliehen werden, können Kinder im Chengdu Zoo nach Goldfischen oder kleinen Rotwangenschildkröten (Bild2) angeln und diese mit nach Hause nehmen. Allerdings zeigen Institutionen wie die Chengdu Riesenpanda Forschungsstation, dass moderne, zeitgemäße Haltungsformen von Wildtieren auch in China möglich sind.
Des weiteren noch ein Hinweis: in den meisten chinesischen Zoos sind Englisch sprechendes Personal oder in Englisch verfasste Zoopläne eine Seltenheit; doch existieren in einigen Fällen bereits auch in Englisch verfasste Hinweisschilder und Symbole, die einem die Orientierung erleichtern.

Recht amüsant mutet z. B. am Ein- und Ausgang des Zoo Chengdu ein Schild an (Bild3), das in Wort und Bild zeigt, welches Verhalten der Besucher (u. a. Schlafen auf den Bänken, wildes Urinieren etc.) im Zoo nicht erwünscht ist; daran halten tut sich indes kaum einer…


Peking Zoo & Aquarium




Goldener Takin






Braune Stumpfnase






Im Reptilienhaus






Antilopengehege






Anlagen der Kleinraubtiere



Mit einer Fläche von 86 Hektar ist der 1906 gegründete Zoo Pekings (Beijing Zoo) der älteste und einer der größten Zoos Chinas und wird jährlich von 5 Millionen Menschen besucht. Man kann entweder nur den Zoo für 20 Yuen(ca. 2¤) besuchen oder-was empfehlenswerter ist- eine Kombi-Karte für Zoo, Aquarium & Große Pandas für 100 Yuen kaufen.

Für den Eintritt ins Haus der Pinguine, das neben Humboltpinguinen auch Nilflughunde beherbergt, muss zusätzlich Eintritt bezahlt werden.

Der Zoo ist mit Ausnahme der “Afrika-Savanne” (Strauße, Spießböcke, Streifengnus und Steppenzebras) nach Kriterien der Systematik (Reptilien-/ Vogelhaus, Huftiere, Tapire, Raubkatzen, Primaten...) mit dazu passenden Tierhäusern unterteilt. Die Gehege selbst sind von einer schönen Parkanlage mit Alleen, Wasserfällen und Lotosblütenteichen umgeben, für deren Instandhaltung ständig Pflegepersonal beschäftigt wird.

Was die Tiere selbst angeht: hier werden seltene, z.T. in China und Tibet endemische Tierarten und -unterarten gezeigt, die man in europäischen oder amerikanischen Zoos meist vergebens sucht. Dazu gehören u.a. Tibet-Gazelle, Shensi (Goldener) Takin (Bild), Argali, Roter Goral, Dschiggetai-Halbesel, Chinesischer Glanzfasan, Chinesische Gebirgskatze (Felis bieti), Brillen-und Tonkinlanguren, Chinesische Alligatoren/ Riesensalamander (beide in großer Stückzahl), Sonnendachse, Isabell-/ Himalayabraunbär, Korea-Leoparden, Riesengleithörnchen, Wildkamele und vieles mehr.

Besondere Beachtung wird von seitens des Zoos den Großen Pandas und den Stumpfnasenaffen gewidmet (beide mit eigenen Häusern). Von diesen äußerst sehenswerten, nicht in westlichen Zoos gehaltenen Affen werden zwei Arten gehalten: die im Beijing Zoo bereits züchtende Goldstumpfnase und die Braune Stumpfnase (Bild). Darüber hinaus hält der Zoo typische Zootiere wie Löwen, Kängurus, Elefanten und Menschenaffen.

Die Tierhaltung selbst ist bis auf einige Ausnahmen eher wenig progressiv und nicht tier -und artgerecht, was sich gerade bei den Raubtieren, Reptilien (Bild), Elefanten (Asiaten und Afrikaner in Einzelhaltung), Primaten und Huftieren, aber auch bei der Kleinsäugerhaltung und Fasanerie zeigt. Es überwiegt die von Beton und Gitter-Einsatz gekennzeichnete “Zwinger”-Haltung der 1950iger und 1960iger (Bild), die in vielen Zoo des früheren kommunistischen Ostblocks noch heute fortexistiert. Nicht selten herrscht Überbesatz vor bzw. ist die Haltungsform der Größe und dem Platzbedarf der Insassen nicht angepasst. Des Weiteren fehlt es an Gehegestrukturierung und Tierkomfort- Einrichtung (z.B. Wasserbecken für Tapire).

Neu eingerichtete Gehege (u.a. für Larvenroller und Zebramangusten) entsprechen eher modernen Haltungsformen, verhinderten aber durch ihre verglaste Rundumsicht (Bild) einen Rückzug der Tiere vor allzu aufdringlichem Publikum.

Alles in allem scheint der Zoo Pekings darauf abzuzielen, dem Besucher eine möglichst große Sammlung von Arten zu präsentieren- was auch in der Einzel- oder Paarhaltung von sozial lebenden Tieren wie Wölfen oder Bartaffen resultiert. Bei den zahlreichen Primaten fielen die im Vergleich zu den Außengehegen meist sehr karg und dunkel gehaltenen Innenquartiere auf.

Erstaunlich aber ist der trotz aller Widrigkeit allgemein recht gute Ernährungs- und Gesundheitszustand - wobei Missstände wie Aquarien voller toter Molche oder fehlende Klauenpflege bei Huftieren nicht unerwähnt bleiben sollten.


Weiter mit Aquarium Peking




Erstellt 2006




Anmerkung: Die Darstellungen und Meinungen im Bericht auf dieser Seite geben die Meinung des Autoren, aber nicht zwingend die der Zoo-AG Bielefeld wieder.




© 2006 Fotos & Text: Nils Kley - zur  Zoo-AG Homepage logoeule