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Stetig strömender Regen hielt am letzten
niederländischen Sommerferientag den
Massenbesuchsansturm fern. Dennoch fanden beachtlich
viele des Wetters Unverdrossene zum Dierenpark. Das
beliebte Familien-Ausflugsziel ist am besten mit dem
Auto erreichbar - mit den öffentlichen Verkehrsmitteln
ist es vor allem zeitlich gesehen ein Abenteuer, war
aber ein spannendes Unterfangen: in Overloon gut 1
Stunde Aufenthal, 20 Minuten Fahrt zum Busbahnhof, 50
Minuten Wartezeit bis zum Anschlußbus. Diese kleinen
Stadtbusse sind allerdings bemerkenswert organisiert:
Sie werden von Ehrenamtlichen gefahren, die
sichtlich über die Gelegenheit erfreut sind, einer
wißbegierigen Touristin die Kniffe der örtlichen Umwege
zu verraten. Tatsächlich hält der Bus ganz regulär
direkt vor dem Dierenpark; also flugs hinein in den -
lt. Eigenwerbung - "naturnahesten" Tierpark der
Niederlande.
Wie in vielen anderen Tierparks erwecken
verschlungene Pfade den Eindruck, auf einem größeren
Areal unterwegs zu sein, doch oft bemerkte ich, quasi im
Kreis herumgeführt worden zu sein. Auf diese Weise wird
den Gästen geschickt das Ausmaß der Fläche vermittelt,
welche eigentlich den Tieren zur Verfügung steht, ein
großes Plus.
Der teils heftige Dauerregen hielt die meisten
Tiere davon ab, sich offen auf den weiträumigen Anlagen
zu tummeln. Dennoch konnte ich auf den Freiflächen
Weißwangengibbons, Bärenmarder, Mangusten, Kamele,
Otter, Känguruhs, Pelikane, Störche, Kraniche und andere
Vogelarten sowie verschiedene Huftierarten bewundern.
Letztere allerdings schienen mir nicht ausreichend
Schutz vor der Nässe zu finden, indem sie sich dicht an
die von außen mit Büschen bewachsenen Gehegezäune
drückten. Gerade Rentieren und dem Damwild hätte ich
mehr Baumbewuchs und Dickicht auf den Anlagen gewünscht,
und die Vergesellschaftung von Renen und Rehen mit
Pelikanen und Marabus war mir in dieser Art noch nicht
geläufig. Immerhin fand ein kleiner roter Panda Ruhe im
Geäst seiner Kletterbäume. Selbst das Zwergflußpferd zog
bei diesem Wetter offenbar das kleinste, von Bäumen und
Sträuchern umgebene Becken am äußeren Rand seines
Geheges den länglichen, größeren Wasserläufen unter
freiem Himmel vor.
Sehr schön fand ich, daß manche Außenanlagen
durch Wassergräben unterteilt sind in mehrere kleine
Einheiten, für die Tiere jedoch überbrückbar. Gerade die
Affen und die Bärenmarder nutzen gerne die Möglichkeit,
von einem Anlagenteil zum anderen zu gelangen.
Andererseits gibt diese Gestaltung ihnen die Chance,
einander auch einmal aus dem Weg zu gehen bzw. eigene
kleine Reviere für sich zu beanspruchen.
Nicht gesehen habe ich u.a. leider Tapire,
Nasenbären und vor allem Geparde. Derzeit noch etwas
irritierend ist deren Anlage; zum Glück gibt es ein
großes Schild: Die bestehende Fläche ist überraschend
klein, entsprechend erleichternd ist der Anblick des
geplanten, noch im Bau befindlichen Areals.
Interessant war die Fütterung der Otter; noch
interessanter, von der Pflegerin zu erfahren, daß sie
für ungefähr ein Drittel(!) aller präsentierten
Tierarten zuständig ist. Für einen Tierpark dieser
Größenordnung sind wir hierzulande deutlich mehr
Personal gewohnt. Der Fairneß halber sei hinzugefügt,
daß sogenannte Kleintierarten wie Nager, Echsen,
Volièren mit Singvögeln etc., die viel Arbeit mit sich
bringen, hier fehlen. Auch an dieser Stelle wird
deutlich, wie wichtig ehrenamtliches Engagement in den
Niederlanden ist, wieviel es zum volkswirtschaftlichen
Erfolg beiträgt. Denn insbesondere das unglaublich
umfangreiche Begleitprogramm, hauptsächlich auf Kinder
ausgerichtet, kann nur durch ehrenamtlich erbrachte
Mithilfe geleistet werden.
Da gibt es Besuche bei TierpflegerInnen
(Pelikane, Mangusten, Kamele, Gibbons, Makis, Otter +
Störche), eine Greifvogelschau, Imker-Demonstrationen,
aber auch Hörbeispiele verschiedener Tierstimmen,
allgemeine Führungen sowie Themen-Rundgänge z.B. auch
zur Madagaskar-Kampagne. Neben üblichen Kinderaktionen
gibt es Puppen- und Zaubertheater und die
kriminalistische Untersuchung der (gespielten) Ermordung
eines schwarz-weißen Varis. Die meisten
Sonderprogrammpunkte sind im Verhältnis zu den Angeboten
vieler deutscher Tiergärten recht preiswert. So kostet
z. B. ein Nachmittag als Tierpfleger 6,50 ¤ für rund 2
1/2 Stunden, während für ca. 4 Stunden in Frankfurt oder
Leipzig schon 80-120 ¤ fällig sind. Dafür sind die
Eintrittspreise vergleichsweise happig: 13,50 ¤ für
Erwachsene, 11,50 ¤ für Kinder, aber dem Angebot
angemessen. Denn auch für die großen Gäste des
Dierenparks wird alles nur Denkbare geboten, von der
geschlossenen Gesellschaft bis hin zur Hochzeit. Ich
dachte immer, z.B. der Zoo Leipzig würde sehr viel in
dieser Hinsicht tun - doch diese Extras sind in ihrer
Anzahl und Vielfalt unschlagbar, der Phantasie wird hier
definitiv keine Grenze gesetzt!
Das Personal der gastronomischen Einrichtungen
verdient eine besondere Würdigung: Sowas von nett und
aufmerksam habe ich selten erlebt. Wegen des bereits
vielzitierten Regenwetters war ich nicht unbedingt
angemessen gekleidet; vor allem fehlten meiner Kamera
und mir ein Dach über dem Kopf. Kaum war ich tapfer mit
bereits deutlich angefeuchteter Frisur aus der
gastlichen Stätte hinausgetrottet, kam doch glatt eine
freundliche Angestellte durch den strömenden Regen
hinter mir hergelaufen, um mir einen Regenschirm
auszuleihen - wenn das keine Dienstleistungsmentalität
ist!
Eingedenk der rund 2 1/2 Stunden Hinfahrt
machte ich mich entsprechend zeitig auf den Weg. Dabei
wäre ich sehr gerne länger geblieben und möchte auf
jeden Fall noch einmal wiederkommen.
Anmerkung der Zoo-AG-Redaktion:
Wir haben den Tierpark im Herbst 2004 im Rahmen
einer Exkursion besucht, bei sehr viel besserem Wetter.
Besonders beeindruckt hat uns die sehr naturnahe
Gestaltung mit guter Landschaftsarchitektur und der Bau
von Gehegen mit einfachen Mitteln, die keinen Vergleich
mit teuren Anlagen in großen Zoos zu scheuen brauchen. Die
Innenanlagen, soweit einsehbar, sind klein und einfach,
doch im milden Klima können die Tiere fast das ganze Jahr
die Außengehege nutzen. Unnötig: Das Gehege für “weiße
Tiere” (Bennettkänguruhs, Damhirsche usw.). Besondere
Arten: Zwergflußpferd, Binturong, Urson, Bartaffe, mehrere
Krallenaffen und Lemuren.
Deutsche Website des Parks: www.overloonzoo.de
Die Darstellungen und Meinungen im Bericht
Seite die Meinung der Autorin, aber nicht
zwingend die der Zoo-AG Bielefeld wieder.
Erstellt 10.2007 - zur Zoo-AG Homepage

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