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Und täglich grüßt der Pinguin

Zusammenfassung der Magisterarbeit von Florian Pointke

Florian Pointke hat an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster und der Paris Lodron Universität Salzburg Kommunikationswissenschaft, Öffentliches Recht und Wirtschaftspolitik studiert. Im Herbst 2008 schloss er sein Studium ab und promoviert derzeit am Institut für Kommunikationswissenschaft in Münster über Medienkooperationen, u.a. am Beispiel von Zoos mit Rundfunkanstalten.


Zusammenfassung:

Diese kommunikationswissenschaftliche Magisterarbeit beschäftigt sich mit den Auswirkungen von so genannten Doku-Soaps (bspw. "Pinguin, Löwe & Co." aus dem Allwetterzoo Münster oder "Tierisch Kölsch" aus dem Zoo Köln) auf Zoologische Gärten. Dazu wurden in der ersten Novemberwoche 2007 knapp 400 Besucher des Allwetterzoos in Münster befragt. Dieser standardisierten Besucherbefragung gingen Gespräche (qualitative Interviews) mit Mitarbeitern aus fünf nordwestdeutschen Zoos voraus, die für die Betreuung von Doku-Soaps in ihren Zoos verantwortlich sind. Daneben wurden die zur Verfügung stehenden Besucherzahlen der betrachteten Zoos und die Zuschauerzahlen von Zoo-Doku-Soaps im überregionalen Fernsehen analysiert.

Generell kann festgehalten werden, dass Doku-Soaps für Zoos eine hervorragende Möglichkeit darstellen, eine große Aufmerksamkeit zu erzielen und so viele potentielle Zoobesucher zu erreichen. Beispielsweise erreichte die ARD-Sendung "Pinguin, Löwe & Co." wochentäglich im Durchschnitt 2,1 Millionen Menschen (16 Prozent Marktanteil) pro Folge. Die ZDF-Serie "Tierisch Kölsch" erzielte im Durchschnitt einen Marktanteil von knapp 11 Prozent (1,23 Millionen Zuschauer). Von diesen Erfolgen profitieren neben den Zoos auch die Fernsehsender, da bisher verhältnismäßig unattraktive Sendeplätze aufgewertet wurden.

Die Vermutung eines Aufmerksamkeitszuwachses kann durch die Ergebnisse der Besucherbefragung im Allwetterzoo bestärkt werden (fast 90 Prozent der Zoobesucher sind Zoo-Doku-Soaps bekannt). Außerdem kann ein Zusammenhang zwischen der Häufigkeit der Nutzung von Zoo-Doku-Soaps und dem Motiv, Zoos wegen einer solchen Sendung zu besuchen, hergestellt werden. Menschen, die Zoo-Serien regelmäßig anschauen, besuchen Zoologische Gärten eher wegen regelmäßigen Zooserien, als Menschen, die die Serien selten oder gar nicht nutzen. Daneben kann festgestellt werden, dass sich das Einzugsgebiet, aus dem die Besucher anreisen, durch die Zoosendungen vergrößert. Zoobesucher, die die Sendung regelmäßig schauen, legen einen weiteren Weg zurück, als andere Zoobesucher. Damit können die Doku-Soaps zumindest teilweise für die deutlichen Besucherzahlenanstiege, die sich bei den untersuchten Zoos in den vergangenen Jahren feststellen lassen, verantwortlich gemacht werden.

Auch kann in den letzten Jahren eine Zunahme der Nachfrage nach Angeboten von Zoos (Führungen hinter die Kulissen, Tierpatenschaften, Praktika, Ausbildungsplätze, Internetangebote etc.) festgestellt werden. Diese Beobachtung wird ebenfalls auf die Ausstrahlung der Zoo-Doku-Soaps zurückgeführt.

Auf das Image von Zoos, die sowohl von Zooverantwortlichen und -besuchern als Bildungs-, Erholungs-, Naturschutz- und Forschungseinrichtungen gesehen werden, haben Doku-Soaps nur sehr geringe Auswirkungen. Das Bild, welches Zoobesucher von Zoologischen Gärten haben, kann generell als sehr positiv bewertet werden. Überraschend ist jedoch, dass gerade Personen, die Zoo-Doku-Soaps regelmäßig nutzen, in Zoos tendenziell eher eine Natur- und Artenschutzeinrichtung sehen, als andere Zoobesucher. Dies widerspricht den Annahmen von Mitarbeitern der Zoos, die den Sendungen zumeist eher einen unterhaltenen und weniger einen informierenden Charakter attestieren.

Generell haben Zoo-Doku-Soaps aus Sicht der betrachteten Zoos überwiegend positive Auswirkungen. Oftmals wird von Zoos, die sich für eine Doku-Soap aus ihrem Unternehmen entscheiden, jedoch nicht berücksichtigt, dass die Sendungen auch negative Auswirkungen haben können. Besonders für die von den Kameras begleiteten Mitarbeiter werden die zusätzliche Arbeitsbelastung und die Folgen einer Bekanntheitszunahme nicht ausreichend berücksichtigt.

Seit 2002 gibt es im deutschsprachigen Fernsehen insgesamt 22 Zoo-Doku-Soaps, an denen insgesamt 32 Zoos aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligt sind. Seit 2005 werden diese Sendungen von der ARD, seit 2006 auch vom ZDF und VOX, wochentäglich im Nachmittagsprogramm ausgestrahlt. Ursprünglich kommt diese Sendungsform aus Großbritannien, wo Zoos bereits in den 1990er Jahren große Erfolge mit dieser Sendungsform erzielten. Auch im deutschsprachigen Raum können abschließend die Zoo-Doku-Soaps als sehr erfolgreich für Zoologische Gärten bezeichnet werden.


Pointke F, 2008. Und täglich grüßt der Pinguin. Eine explorative Studie zu den Auswirkungen von Doku-Soaps auf Zoos. Hausarbeit zur Erlangung des Grades eines Magister Artium der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Westfalen


Kommentare und Fragen bitte direkt an Florian Pointke


Erstellt am 28.12.2008 -  - zur Zoo-AG-Homepage