Dies ist eine Archivseite und wird nicht mehr aktualisiert |
vorgelegt von Antigoni Samara
Bonn 2001
Schriftliche Hausarbeit im Rahmen der Ersten Staatsprüfung für das Lehramt für die Sekundarstufe II an der Rheinischen- Friedrich Wilhelms Universität Bonn
Themensteller: Prof. Dr. G. Kneitz
Zusammenfassung:
Die Staatsexamensarbeit zum Thema "Konzeptionen der Tierhaltung in zoologischen Gärten - von der Menagerie zum Artenschutzpark? -" beschäftigt sich mit der tiergärtnerischen Einrichtung von Zoologischen Gärten.
Der erste zoologische Garten der Welt entstand 1828 in London. Im deutschsprachigen Raum folgte 1844 in Berlin der erste Zoo. Mittlerweile bestehen auf jedem Kontinent der Erde gut besuchte Tiergärten. Man schätzt die Gesamtzahl der Zoos in der Welt auf über 10.000. Ins-gesamt werden derzeit etwa eine Millionen Wirbeltiere in Zoos gehalten.
Die Wurzeln der Wildtierhaltung reichen bis in die vorgeschichtliche Zeit zurück. Obwohl die Motive damals meist auf einer ganz anderen Ebene lagen als heute, kann man sie in gewissem Sinne als Wegbereiter für jegliche Form der Tierhaltung ansehen. Im ersten Kapitel soll daher ein geschichtlicher Überblick über die wichtigsten Vorstufen und Stufen im Entwicklungsgang der Zoologischen Gärten gegeben werden, die teilweise Auswirkungen bis in die Gegenwart haben. Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Analyse der Aufgabenstellungen, der Gestaltung und dem Tierbestand der jeweiligen Wildtierhaltungsform.
Gerade in den vergangenen 200 Jahren haben der enorme Zuwachs an wissenschaftlichen Erkenntnissen über die Biologie fremdländischer Tierarten bei Tiergärtnern, Naturliebhabern und bei den Besuchern Zoologischer Gärten sowie die Werteverschiebung in unserer Gesellschaft dazu geführt, daß sich die Rolle der Zoologischen Gärten verändert und in verschiedensten Disziplinen den jeweiligen Erfordernissen angepaßt hat. Den Tieren wurde ein Eigenwert zugesprochen, der sie schützenswert machte. Es erfolgten große Veränderungen bei den Prinzipien und Methoden in der Haltung von Wildtieren. Von den Zoos wurde erwartet, daß sie den Tieren, die sie in ihre Obhut nahmen, artgerechte Haltungsbedingungen boten. So wurden Maßstäbe und Parameter gefunden, die den physischen und psychischen Bedürfnissen gehaltener Tiere gerecht oder gerechter wurden.
Ein Laie hat in der Regel keinen Einblick in die komplexen Haltungsfaktoren, die ein Tier benötigt, um sich wohl zu fühlen. Häufig geht er von falschen Maßstäben aus, die nicht mit den tierspezifischen Ansprüchen übereinstimmen. Im zweiten Kapitel werden daher die wichtigsten Haltungsbedingungen aufgeführt. Zudem wird ein Kriterienkatalog geboten, der es einem ermöglicht, ein Haltungssystem als artgemäß zu klassifizieren.
Die Zerstörung unserer Umwelt und die dramatische Reduktion der Artenzahl in den letzten Jahrzehnten haben eine weitere Neuausrichtung der Zoos verlangt. Weltweites Engagement für den Natur- und Artenschutz wurde erforderlich.
Die Zoologischen Gärten mußten auf bereits bestehende rechtliche Rahmenbedingungen des Natur- und Artenschutzes reagieren, die häufig die Schutzmaßnahmen im Zoo erschwerten oder verhinderten. Daher war es von Vorteil, daß sich die Zoos mit ihren Kenntnissen bereits bei der Formulierung von neuen Verordnungen und Gesetzen zum Schutz von Arten maßgeblich und initiativ beteiligt haben. Diese Entwicklung ist in den letzten 40 Jahren erfolgreich angelaufen, was der Öffentlichkeit kaum bewußt ist. Ein Ausschnitt über die wichtigsten Schriften des Artenschutzes, die die Zoos betreffen, wird im dritten Kapitel gegeben.
Die Unterstützung des Artenschutzes in Zoos erfolgt primär durch die Aufnahme bedrohter Wirbeltierarten. Diese können in Zuchtprogramme integriert und auf eine spätere Auswilderung in eine "intakte" Natur vorbereitet werden, sofern eine Reihe von problematischen Faktoren erfüllt sind, die in dieser Arbeit auch angesprochen werden. Leider können Zoos für die Erhaltung der globalen Artendiversität durch ex situ- Haltung bedrohter Tiere rein statistisch gesehen nur eine untergeordnete Rolle spielen, da sich im Reich der Tiere die weitaus größte Artenvielfalt unter den Wirbellosen, vor allem den Arthropoden, findet, die naturgemäß in Zoos nur selten gehalten und gezeigt werden. Bei größter Anstrengung werden die Zoos vielleicht zur Rettung einiger hundert, möglicherweise sogar an die zweitausend bedrohter Arten durch den Aufbau von Reservepopulationen beitragen können.
Weiterhin können sich Zoologische Gärten mittels Öffentlichkeitsarbeit und Zoopädagogik bemühen, die Besucher zu einem Umdenken beim Umgang mit der Natur aufzurufen. Jede gehaltene Tierart kann ihnen dabei helfen, wenn sie den Besuchern als Botschafter der gesamten bedrohten Tierwelt bewußt gemacht wird. Abgesehen von den Schutzaktivitäten im Zoo sind organisierte Schutzhandlungen in der freien Natur vonnöten, in welche Zoologische Gärten durchaus integriert sein können.
Im vierten Kapitel wird geklärt, inwiefern sich Zoologische Gärten an Maßnahmen des Arten- und Naturschutzes beteiligen (können). Die Weiterentwicklung von Zoologischen Gärten zu Artenschutzzentren mit Naturschutzaspekten ist offensichtlich nötig, da sich der Schutz vor Ort, in Naturreservaten und Nationalparks (noch) nicht oder nicht ausreichend realisieren läßt. Die Entwicklung steckt jedoch vielerorts noch in den Anfängen. Man muß bedenken, daß der Erhalt der Tierwelt und der Natur den Gründern der zoologischen Gärten nicht im Sinn stand. Aufgrund des jährlichen Erfahrungszuwachses im Artenschutz und den steigenden Erfolgszahlen bei Wiederansiedlungsprojekten kann man doch auf weitere vielversprechende Entwicklungsschübe hoffen. Die Zoos der gesamten Welt haben begonnen, all ihre Kapazitäten der Erhaltung jener bedrohter Tierarten widmen, für die es keine direkte Lösung in ihren natürlichen Lebensräumen gibt. Zusätzlich sollte jeder Zoo mindestens ein oder zwei in situ-Projekte finanzieren und langfristig betreuen, um einen effektiven Beitrag zum Naturschutz weltweit zu leisten.
Die (zoo-)fachliche Betreuung der Arbeit übernahm Prof. Dr. G. Nogge, Direktor des Kölner Zoos
Für diese Arbeit gab die Zoo-AG in Gesprächen und Treffen Anregungen zum Aufbau der Arbeit und stellte aus ihren Archiven Material zur Verfügung.
Die Arbeit umfaßt 125 Seiten und ist mit vielen, teils farbigen Abbildungen und Grafiken versehen. Benotung: 1.0
Erstellt am 8.12.2001 - - zur Zoo-AG-Homepage