|
|
![]() |
![]() |
30. September 2000 |
![]() |
![]() |
Dieser Safaripark, fast direkt vor unserer Haustür, war in all den Jahren noch nie Ziel einer “offiziellen” Zoo-AG-Exkursion, obgleich einige von uns den Park bereits besucht hatten. Oft genug hatten wir uns über fachlich fragwürdige Fernseh- und Zeitungsberichte zu seinen sogenannten Weißen Tigern und Löwen amüsiert und über die Unverfrorenheit geärgert, mit der in Pressemitteilungen über “Artenschutz” und “seltene Zuchterfolge” schwadroniert wurde. Nach der WDR-Reportage (s.u.) wollten wir uns aber nicht dem Vorwurf aussetzen, Dinge zu kritisieren, die wir nicht selbst kennen, und so fuhren wir mit Freikarten “bewaffnet” in den Safaripark (wir wollten uns weder “einschmeicheln” noch Geld dort lassen). |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
![]() |
Parkteil 1, der Safari-Bereich: Wie in den meisten Safariparks fährt man mit dem Auto auf einer gewundenen, ziemlich schlechten Piste durch einzelne Gehege, in diesem Fall zuerst durch eine Löwen- und eine Tigeranlage, bestehend aus grasbestandenem, lichtem Kiefernwald. Dann folgt die Afrika-Anlage, auf der man zuerst Lamas (!) zu Gesicht bekommt. Der Eindruck einer offenen Savanne wird durch mittendrin freistehende Stall- und Absperranlagen, Trafohäuschen und Zäune gründlich zerstört. Hier lebt eine bunte Mischung aus Säbelantilopen, Watussirindern, Zebras und Giraffen. Die Elefanten (ein asiatischer, drei afrikanische Kühe) stehen auf einer seitlichen Fläche, die eher symbolisch mit ein paar Steinen, Wällen und Stangen abgesperrt ist - daher werden sie die ganze Zeit über bewacht und von Hand zurückgetrieben, wenn sie sich der Straße nähern. Zwei der Tiere waren ohnehin zum “Elefantenreiten” in den Freizeitpark abgestellt. Das war es dann auch schon mit “Safari”. Nun fährt man mit dem Auto mitten durch die Besucher des Freizeit-Bereichs auf den Parkplatz, entlang vieler Werbetafeln, bis man vom Parkplatz aus den repräsentativen Eingang des Freizeitbereichs erreicht: Eine Blechwand vor einem häßlichen Betriebsgebäude und einem großen Schild “Toiletten”. Dieser Hinterhof-Charakter setzt sich selbst bis in die Shows hinein fort, zwischen den wenigen neueren, moderen Fahrgeschäften findet sich ein völlig unscharfes, flimmerndes 3D-Kino ebenso wie in der hintersten Ecke ein paar abgestellte Flamingos an einem ungepflegten Teich. Aber es gibt ja noch mehr Tiere hier: Zwei Breitmaulnashörner zwischen Krokodil-Karussel und “Blackfly”. |
|||||||||||||||
![]() |
|||||||||||||||
“Weiße Löwen von Timbavati” lockt ein Schild zur neuesten Tieranlage. Die Abkömmlinge einer kleinen, sehr hellen Löwenpopulation aus dem gleichnamigen Naturreservat werden seit einigen Jahren in den USA als Rarität vermehrt und zu horrenden Preisen gehandelt. Hier leben sie auf einer Anlage mit gemähtem Golfrasen, einigen weißen, einfachsten Kunstfelsen, die wie die Plastikfelsen einer schlechten Modellbahn unmotiviert herumstehen. Zusammen mit dem blauen Pool sieht das mehr wie ein amerikanischer Villengarten aus, aber keineswegs wie ein natürlicher Lebensraum. Auf einem Teil des Wassergrabens gondeln Fernsteuerboote, und über dem Besuchersteg hängen mehrere Monitore, auf denen Siegfried und Roy sich und den Hollywoodpark beweihräuchern und den großartigen “Beitrag zum Erhalt dieser seltenen Tiere” loben. Übrigens sind nicht alle der Löwen “ordentlich” weiß: Die dunkleren Tiere waren während der Besucherzeiten in den winzigen Absperrgehegen, die vollständig gefließt sind, weder Kratzbaum noch Liegeflächen waren zu erkennen. |
|||||||||||||||
![]() |
|||||||||||||||
Bekannt ist der Safaripark für die Weißen Tiger, ebenfalls von Siegfried und Roy vermittelt. Sie sind ebenso weder Albinos noch gar eine eigene Art, haben keinerlei wissenschaftlichen oder artenschützerischen Wert. Solche Tiere kommen vereinzelt auch in der Natur vor, aber eben als Bestandteil der ganzen Population. Doch in manchen US-Zoos und bei Schaustellern werden sie gezielt ingezüchtet, damit möglichst viele weiße Tiere geboren werden - eine tierhalterisch sehr bedenkliche Methode, zumal die Tiere z.B. an genetischen Augenerkrankungen und Stoffwechselstörungen leiden. |
|||||||||||||||
![]() |
|||||||||||||||
![]() |
|||||||||||||||
Wenn man schon solche Tiere halten muß (Wünsche uninformierter Besucher und Kommerzinteresse kommt vor Tierbelangen) , sollte man aber die Besucher und die Presse wenigstens nicht mit Behauptungen wie “seltene Tierart” oder “Beitrag zum Artenschutz” falsch informieren. |
|||||||||||||||
![]() |
|||||||||||||||
Das Gehege ähnelt der Löwenanlage, doch ist bereits etwas in die Jahre gekommen: Der billige Felsen bröckelt, die Gitter sind verdreckt und die völlig überflüssige und nicht einmal stilechte Tausend-und-eine-Nacht-Kulisse wirkt mittlerweile eher traurig - s. Fotos. |
|||||||||||||||
Die letzte Tier-Attraktion war die schlimmste: Das Affenland, durch das ein vergitterter Zug fährt. In der orientalisch angehauchten Station können sich die Besucher vorher mit Popcorn, Keksen und Bananen eindecken, dann rattert die Bahn durch eine Schleuse in das Gehege. Sofort springen die Paviane, von denen hier weit über 100 Tiere leben, auf den Zug, betteln und streiten. Welches Bild von Affen wird hier wohl vermittelt? Diese unkontrollierte Fütterung scheint ihre einzige Beschäftigung zu sein. Der Zug ist an den Seiten eigens mit Sitzstangen für die Tiere ausgerüstet. Dafür wurde das Fahrgestell vergittert: Offiziell, weil einige Tiere lernten, sich dort zu verstecken und durch die Ausgangsschleuse mit hinaus zu fahren. Es gibt aber auch Gerüchte über abgefahrene Schwänze, und tatsächlich haben unverhältnismäßig viele der Tiere nur noch kurze Stummel. Das Gehege ist völlig kahl, mit nackter Erde oder Betonsteinen bedeckt, einzige Einrichtung sind ein paar Felsen und tote Äste; Wassergraben und Betonkanten sind unglaublich verdreckt. Haus, Außenzaun und Bahnstation sind mit einem Gewirr von Elektrodrähten abgesperrt. |
|||||||||||||||
![]() |
|||||||||||||||
![]() |
![]() |
Das Fazit nach diesem Bericht dürfte klar sein: Der Park hat uns aus tierhalterischer Sicht ganz und gar nicht gefallen. Einige der Fahrattraktionen sind recht gut - aber das rechtfertigt nicht, in dieser Umgebung Tiere zu zwecken rein kommerzieller Unterhaltung zu zeigen. In anderen Safariparks wird wenigstens zwischen Freizeitpark- und Tier-Bereich getrennt, und die Tierhaltung wird wissenschaftich geleitet. Hier scheint alles reine Schaustellerei niedriger Kategorie. Fachliche Information gibt es so gut wie nicht, dafür irreführende Angaben wie zu den “Arterhaltungsprogrammen”. Man kann uns nun wirklich keine Zoofeindlichkeit vorwerfen, aber eine solche auf reine Unterhaltung ausgelegte Tierhaltung ist einfach nicht schönzureden und beschädigt letzlich das Ansehen fachlich bemühter Zoos und Tierparks, desinformiert Besucher, vermittel eine nicht mehr zeitgemäße Vorstellung vom Tier als Gegenstand der Belustigung und verhöhnt die Arbeit von echten Artenschützern. |
![]() |
![]() |
...und hier die “Gegendarstellung”: |
![]() |
![]() |
|
|
|
|
![]() |
![]() |
Besonders ärgerlich ist auch die bewußt irreführende
Darstellung des Parks, er sei “von der EU als Zoo anerkannt”, so
als sei dies ein Qualitätsmerkmal. Tatsächlich wurde lediglich
die Betriebserlaubnis verlängert, die seit einigen Jahren
entrsprechend der EU-Zoorichtlinie erteilt wird - von den
lokalen Behörden, nicht etwa von der EU! Abgesehen davon: Die
Alternative dazu wäre die Schließung des Parks gewesen; und die
Erfüllung der Richtlinien bedeutet nur, daß der Minimal-Standard
eingehalten wird. Es ist weder Bestätigung guter Tierhaltung
noch gar eine besondere Auszeichnung. Nicht zuletzt ist der Park
in keinen einzigen anerkannten Zoo-Verband aufgenommen worden,
weder national noch international. Sehr geehrte Damen und Herren, |
![]() |
![]() |
© 2000 für Fotos & Text: Dirk Petzold Erstellt am 21.12.2000 - zur Zoo-AG Homepage ![]() |