Zoo-AG

Anmerkungen


Dies ist eine Archivseite mit dem inhaltlichen Stand von 1999 und wird nicht aktualisiert. Sie bleibt als historisches Dokument online.

Anmerkungen 1999
zur Kritik im Exkursionsbericht Zoo Osnabrück 1996

Nach drei Jahren hat man im Zoo Osnabrück den alten Exkursionsbericht von 1996 gefunden und sich, gelinde gesagt, nicht sehr darüber gefreut. Ich sehe mich veranlaßt, zu meinen Hauptkritikpunkten nochmals Stellung zu nehmen.

1. "Immersionsgehege". 1996 waren erste Ansätze noch sehr vereinzelt und im Experimentierstadium. Mit alten Gitter- und Kachelkäfigen im Hintergrund sah das noch etwas lächerlich aus - dennoch habe ich es nicht zuletzt deshalb so ausführlich beschrieben, weil ich darin eben einen Trend zu natürlicherer PRÄSENTATION der Tiere sah - und sehe.

2. Mir wurde gesagt, die schweren Besuchergitter seien behördliche Vorschrift. Deshalb muß ich sie ja nicht schön finden, und Bedauern über viel verbautes Geld bleibt auch so. In anderen Zoos reichen Stachelhecken, Benjeshecken oder Seile auch; warum sollten die Vorschriften da weniger streng sein. Solche Strukturen machen ja auch den naturnahen Eindruck wieder kaputt. Ein paar Meter weiter ist jetzt im Menschenaffenhaus ein Gitter mit Bambus verkleidet. Das ist noch teurer, klar, aber wenigstens schön! Es geht also doch!

3. Ich bin Biologe und lege viel Wert auf fachlich richtige Bezeichnungen. Gerade ein wissenschaftlich geleiteter Zoo sollte das auch tun. Wenn im Fernsehen ständig biologische Fachbegriffe völlig sinnentfremdet verwendet werden, ist das schon ärgerlich genug. Wenn jemand, der eine Regentonne im Garten eingräbt, stolz die Schaffung eines "Biotops" verkündet, wird nicht nur von mir Widerspruch ernten. Und ein Betonrund im Kranichgehege (mittlerweile fast ganz kahl) ist mit Sicherheit auch keines!

4. Das gilt auch für die "Strombolisation" - das Schild hängt noch immer. Wenn man Zoobesuchern solche Fachbegriffe weitgehend unkommentiert an den Kopf wirft, dann bitte auch richtig. Wer Fehler macht, sollte dankbar sein und nicht beleidigt, wenn sie entdeckt werden - dann kann man sie nämlich beheben. Auch 1999 sind viele Aquarien nicht oder unzureichend beschildert.

5. Die Sache mit der Ratten-Austellung ist eigentlich eine Kritik an den Machern der Ausstellung - meines Wissens der Aquazoo Düsseldorf. Der Zoo hat sie aber unkritisch übernommen. Die Ausstellung ist längst weg, dennoch: Ich selbst mache Versuche mit Ratten (wenn auch ganz anderer Art, nämlich Verhaltensversuche), fühle mich daher angegriffen, wenn zum Thema "Ratten in der Forschung" hunderttausenden Zoobesuchern nur eine verstörende Szenerie aus Tierschutzgesetz und toten Ratten in Schubladen vermittelt wird. Unkommentiert; die Besucher werden ohne Erklärung mit Käfigen, toten Tieren und weißgekleideten Laborantenpuppen alleingelassen. Dazu noch die Kinderhand in Formol... So nicht! Wer selbst empfindlich auf Kritik reagiert, sollte solche tendenziösen Darstellung erst recht nicht zeigen.

Fünf Kritikpunkte - zwei davon persönliche Ansichtssache, drei davon fundiert und wohl eindeutig Schwachpunkte im Zoo. Fünf Punkte - in einem großen Zoo, in dem viele tausend Details mal schlechter, mal besser gelungen sind. Zunehmend besser, das habe ich geschrieben und sehe es noch immer so. Es gibt keine perfekten Zoos, aber es gilt, die Bemühungen um solche zu loben. Ich bitte darum, nochmals den letzten Absatz im Bericht zu lesen! Aber berechtigte Kritik muß erlaubt sein - ich zitiere H. Jörg Adler, Direktor des Allwetterzoo Münster, auf der ZooKunft 1999: "Zoos müssen Kritik akzeptieren - zur Vermeidung weiterer Fehler". Eigentlich eine Binsenweisheit, nicht nur für Zoos: Wenn ich durch einen Kurzbericht mit Kritikpunkten den Eindruck vermittelt haben sollte, der Zoo Osnabrück sei von Grund auf schlecht, so muß ich eben demnächst deutlicher formulieren und differenzieren - aber Kritik muß und werde ich weiter äußern, wo sie notwendig ist!

Dirk Petzold

(zu meiner Zoo-Seite mit Erklärung zu meinen Zooberichten)


Erstellt im März 1999, zuletzt geändert am 2.12.1999 - Zoo-AG Homepage logoeule