Zoo-AG

Anmerkungen


Dies ist eine Archivseite mit dem inhaltlichen Stand von 2000 und wird nicht aktualisiert. Sie zeigt den damaligen Stand der Zoos und bleibt als historisches Dokument online.

Wildpark Bad Kissingen und Zoo Nürnberg

zur Teilnahme am Tiergartenbiologischen Workshop Erlangen 2000
10. November / 12. November 2000


Die Reise nach Erlangen nutzten wir wie immer für eine Visite in Tierparks auf der Strecke. Die meisten kleineren Parks, wie Wildpark Knüll, Tierpark Fulda, Wildpark Gersfeld, Tierpark Schweinfurth usw. hatten wir in den Vorjahren bereits gesehen. Diesmal war die Zeit etwas knapp, so sahen wir uns auf dem Hinweg nur den Wildpark Klaushof in Bad Kissingen an.


Wildpark Klaushof, Bad Kissingen

"Der Zweck dieses Wildparks ist es, das heimische Wild in der natürlichen Umgebung vor Augen zu führen."

Machen wir es möglichst kurz: Diese Tafel am Eingang mag für die Großtiere - Hirsche, Wildschweine, Haustiere - halbwegs zutreffen. Die Haltung der kleineren Tiere hat uns entsetzt. Nicht, daß die Käfige wie sonst meist zu klein wären, keineswegs: Käfige von sechs, acht Metern Länge und Tiefe sind nicht selten. Nur an der Einrichtung mangelt es. Beispiel Rotfuchs: völlig kahler Sand- und Steinboden, ja sogar asphaltiert. Eine Hütte, ein vermoderter Ast, mehr nicht. Oder das sechseckige Rondell mit Volieren für Fasane. Einzige Einrichtung sind ein paar hineingestellte Pflanzen mitten in der sauber geharkten Sandfläche. Die Arten sind zudem teilweise falsch beschildert. Noch schlimmer wird es bei der Waschbäranlage: hier ist nachträglich an den winzigen alten Käfig eine “Freianlage” angebaut: Die Besucher schauen in ein tiefes Loch mit Blechwänden herab, lediglich mit einem primitiven Klettergerüst ausgestattet. Auf die Bäume dürfen die Tiere, die nicht einmal eine völlig geschlossene Schlafbox haben, auch nicht hinauf. Der Boden ist betoniert oder mit scharfem Split bestreut. Besonders beliebt ist dieses Material auch in anderen Volieren und Käfigen. So laufen sowohl Iltis wie Luchse ausschließlich auf schwarzem Gesteinssplit, ansonsten haben sie jeweils nur einige alte Äste und eine erhöhte Schlafbox. Im tiefen Wald angelegt, werden die Tiere auch kaum jemals Sonne bekommen. Und dann gibt es noch den Stauweiher mit Bibern: Auch dies eine sehr große Anlage. Völlig kahlgefressen, keine Futterzweige oder wenigstens Reste davon zu sehen, nur ein paar seit Jahren zernagte Baumstämme: ein paar 1000 qm Matsch. Um die Eulenvolieren können die Besucher vollständig herumlaufen; den Tieren gönnt man immerhin zwei einzelne Sitzäste. Am Eingang gibt es noch Sittich-Volieren, betreut von den Vogelfreunden Bad Kissingen: drei einfachste Holzvolieren mit völlig verschissenen (sorry) Sitzästen, lange nicht gereinigt. Die Tiere waren wohl in der Überwinterung.
Das Argument, die Einrichtung und Pflege naturnaher Gehege wäre zu aufwendig, sollte ohnehin in einem Tierpark keine Gültigkeit haben. Bei naturnaher = extensiver Haltung ist ohnhin das Gegenteil der Fall. Womit die Beschäftigen in diesem Park die Zeit verbringen, war aber deutlich zu sehen: Trotz Herbstzeit und Sturm lag auf den etwa 5 m breiten, sauber mit Split(!) bestreuten Besucherwegen mitten im Wald nicht ein Blatt Falllaub.
Dieser Park wäre eigentlich gar keinen langen Bericht und erst recht keinen erneuten Besuch wert. Es ist nur besonders traurig, daß er vom Fortstamt verwaltet wird - solche Leute sollten doch nun wirklich wissen, wie die versprochene “natürliche Umgebung” auszusehen hat. Oder war damit nur die Waldkulisse hinter den Käfigen gemeint?? Ach ja, unkontrolliert füttern darf man natürlich auch noch.


BadKissingen-Waschbaer-11-00


Hier die versprochenen (Beweis-)Fotos:
Oben die im Text beschriebene Waschbäranlage mit Kletterschutz an den Bäumen: bleibt an Einrichtung nur das Rundholzgestell, das nicht einmal einen Ruheplatz bietet.
Rechts der Luchskäfig: Ein Baumstamm, drei einzelne Felsen, ansonsten alles sauber mit scharfem, schwarzem Splitt ausgestreut!
Wir haben noch 20 weitere solche Bilder...



BadKissingen-Luchs-11-00




Tiergarten Nürnberg
Am Nachmittag des zweiten Tagungstages wurden die Teilnehmer in bewährter Weise durch Dr. Helmut Mägdefrau, den Säugetier-Kurator, durch den Nürnberger Tiergarten geführt. Besonderes Interesse weckte die Baustelle der neuen Seelöwen-, Pinguin- und Otter-Anlage. Aus Kostengründen verzichtete man darauf, wie etwa in
Duisburg die Anlage mit Salzwasser zu betreiben. Dafür muß man sich nun auf deutlich kompliziertere Einström- und Filteranlagen einrichten, bei denen man jetzt schon davon ausgeht, daß sie das Wasser nur einen Meter weit durchsichtig halten werden können. Auf eine Unterwassergestaltung z. B. der Inseln wurde daher gleich verzichtet. Beinahe fertig ist der Unterwasser-Tunnel, der noch ausgemalt und mit Tafeln versehen werden soll. Neben den Glasscheiben in das Robbenbecken sind auch schon die Scheiben für die künftige, neue Eisbären-Anlage vorgesehen. Die Anlagen sind als Panorama gestaltet, so daß man von der untersten Anlage über die tief in den Boden eingelassenen Häuser (mit Grasdächern) bis zu den Felsen der jetzt verwaisten Eisbären-Anlage hinüberblicken kann.

Neu ist seit 1999 außerdem die frühere Geiervoliere, die nun betretbar ist und mit Waldrappen und anderen Watvögeln besetzt.

Die frühe Dämmerung und das schlechte Wetter machten einen vollständigen Rundgang unmöglich; und natürlich war auf der Heimfahrt an weitere Tierparkbesuche nicht mehr zu denken


© 2000/01 Text & Foto: Dirk Petzold


Erstellt am 18.12.00; Fotos 26.5.01 - zur  Zoo-AG Homepage logoeule